Im Vorfeld des Auswärtsspiels gegen den SV Babelsberg 03 entschied sich unser Verein dazu, sein Ticketkontingent streng selektiv zu vergeben. In diesem Verfahren war
es lediglich Vereinsmitgliedern und Dauerkarteninhabern möglich, je eine Karte für das Spiel zu erwerben. Das Prozedere sah hierbei vor, dass der eigene Name gegen Vorlage von Dauerkarte oder
Mitgliedsausweis protokolliert wurde, ehe die Übergabe der Karte erfolgte.
Denkt man an die Bilder von vor drei Jahren, die den Anlass dieser Maßnahme bildeten, so erinnert man sich nur äußerst ungern daran zurück. Und auf die Wiederholung entsprechender Szenen hatten auch
wir - gelinde gesagt - keinen Bock. Dass der Verein vergleichbare Ereignisse erneut verhindern wollte, war zwar verständlich, die daraus resultierende Entscheidung in Bezug auf die Kartenvorgabe fiel
dennoch sehr unglücklich aus. Die verpasste Forcierung präventiver Arbeit in den letzten drei Jahren, mündete nun in eben jenem Beschluss. Bestraft wurden hierbei allerdings vorrangig der Familienvater, die Rentnerin oder auch der Schichtarbeiter bzw. all jene Fans, die sich keine Dauerkarte / Mitgliedschaft leisten können oder wollen. Bestraft wurde
somit auch der allgemeine Fan, der im Zuge dieser Kollektivstrafe unter Generalverdacht gestellt wurde.
Und so standen auch wir als Gruppe und Einzelpersonen bei diesem schwierigen Thema zwischen den Fronten. Doch trotz allem deckt sich eine mittelbare Personalisierung von Tickets nicht mit unserem
rechtsstaatlichen Verständnis. Denn akzeptiert man dies einmal stillschweigend, so darf man sich bei vergleichbaren Entscheidungen in Zukunft ebenfalls nicht beschweren. Schließlich sollen und dürfen
derartige Maßnahmen nicht zu dauerhaften Lösungen werden, um den Ablauf eines Fußballspiels zu gewährleisten. Aus diesem Grunde konnten wir das Spiel nicht guten Gewissens besuchen und entschieden
uns schließlich schweren Herzens dazu, den Block nicht zu betreten.
Natürlich war es für uns dennoch keine Option zu Hause zu bleiben. Denn Meinung und Kritik vertritt man vorrangig im wahren Leben, auf der Straße und in diesem Fall direkt vor dem Stadion – nicht in
der virtuellen Scheinwelt des Internets.